Wilhelm Prinz von Preußen (* 27. Januar 1859 in Berlin als Friedrich Wilhelm Viktor Albrecht von Preußen; † 4. Juni 1941 in Doorn) war von 15. Juni 1888 bis 9. November 1918 letzer Deutscher Kaiser und König von Preußen. Er musste nach verlorenem Ersten Weltkrieg - unter anderen gegen das Vereinigte Königreich - und der nachfolgenden deutschen Novemberrevolution zurücktreten und begab sich ins Exil im niederländischen Doorn.
Familie[]
Vorfahren[]
Wilhelm von Preußen | Friedrich von Preußen (Vater) | Wilhelm von Preußen | Friedrich Wilhelm von Preußen |
Luise zu Mecklenburg-Strelitz | |||
Augusta von Sachsen-Weimar-Eisenach | Karl Friedrich von Sachsen-Weimar-Eisenach | ||
Maria Romanova | |||
Victoria von Sachsen-Coburg und Gotha (Mutter) | Albert von Sachsen-Coburg und Gotha | Ernst von Sachsen-Coburg und Gotha | |
Luise von Sachsen-Gotha-Altenburg | |||
Victoria von Hannover | Edward von Hannover | ||
Victoire von Sachsen-Coburg-Saalfeld |
Geschwister[]
Name | Lebensdaten |
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Charlotte von Sachsen-Meiningen | 24. Juli 1860 - 1. Oktober 1919 |
Heinrich von Preußen | 14. August 1862 - 20. April 1929 |
Sigismund von Preußen | 15. September 1864 - 18. Juni 1866 |
Viktoria Zoubkoff | 12. April 1866 - 13. November 1929 |
Waldemar von Preußen | 13. Februar 1868 - 27. März 1879 |
Sophie von Schleswig-Holstein-Sonderburg-Glücksburg | 14. Juni 1870 – 13. Januar 1932 |
Margarethe von Hessen-Kassel | 22. April 1872 - 22. Januar 1954 |
Ehepartner[]
Name | Lebensdaten | Ehe |
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Auguste Viktoria von Schleswig-Holstein-Sonderburg-Augustenburg | 22. Oktober 1858 - 11. April 1921 | Heirat am 27. Februar 1881. |
Hermine Reuß zu Greiz | 17. Dezember 1887 - 7. August 1947 | Heirat am 9. November 1922. |
Nachkommen[]
Name | Lebensdaten | Ehepartner | Enkel | Urenkel |
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Wilhelm | 6. Mai 1882 - 20. Juli 1951 | Cecile zu Mecklenburg-Schwerin | Wilhelm | Felicitas |
Christa | ||||
Louis Ferdinand | Friedrich Wilhelm | |||
Michael | ||||
Marie Cécile | ||||
Kira | ||||
Louis Ferdinand | ||||
Christian-Sigismund | ||||
Xenia | ||||
Hubertus | Anastasia | |||
Marie Christine | ||||
Friedrich | Friedrich | |||
Wilhelm | ||||
Victoria Marina | ||||
Rupprecht | ||||
Antonia | ||||
Alexandrine | ||||
Cecile | Kira | |||
Eitel Friedrich | 7. Juli 1883 - 8. Dezember 1942 | Sophie Charlotte von Holstein-Gottorp (gesch.) | ||
Adalbert | 14. Juli 1884 - 22. September 1948 | Adelheid von Sachsen-Meiningen | Victoria Marina | |
Victoria Marina | Berengar | |||
Marina | ||||
Dohna | ||||
Wilhelm Viktor | Marie Louise | |||
Adalbert |
Biografie[]
Wilhelm war der Enkel der berühmten britischen Königin des 19. Jahrhunderts, Victoria von Hannover. Er wurde mit einer sog. Armplexuslähmung geboren, der linke Arm war im Gebrauch stark behindert, was den Prinzen und künftigen Kaiser wohl psychisch lebenslang prägte. Seine Mutter Victoria beklagte sich eines Tages über den heranwachsenden Jugendlichen, er sei ungezogen, hochnäsig und frech. Trotz seiner Behinderung konnte er in seiner privilegierten Stellung eine Offiziers-Laufbahn einschlagen.
Nach dem frühen Tod seines Vaters Friedrich von Preußen (1831-1888), der nur 1888 Kaiser war, erhielt Wilhelm im selben Jahr die Krone. 1890 entliess er aufgrund von Meinungsverschiedenheiten Otto von Bismarck und übte danach ein persönliches Regiment aus, mit nur noch untergeordneten Kanzlern. Seine Macht war auch innenpolitisch sehr beträchtlich, konnte er doch etwa in Preußen gleichberechtigt mit dem Landtag (Parlament) bei der Gesetzgebung mitbestimmen.
Die bedeutendste Machtstellung besass er aber in dieser weltpolitischen Phase des Imperialismus im Amt des Oberbefehlshabers der Streitkräfte. So beschloss er 1890 die Aufkündigung des von Bismarck gezimmerten Bündnissystems zur Friedenssicherung (unter deutscher Hegemonialstellung) in Form einer Nicht-Erneuerung des Vertrages mit Russland - was dieses erwartungsgemäss in ein neues Bündnis mit Frankreich, die "Entente", trieb. Als Kompensation dafür setzte er politisch eine massive Aufrüstung der Streitkräfte durch. Als die anderen Mächte nachzogen, weigerte sich das Reich um die Jahrhundertwende zum 20. als einziges, dem Rüstungswettlauf durch Abrüstung gewisse Grenzen zu setzen.
Vor Ausbruch des Ersten Weltkriegs erwies sich Wilhelm zunächst als Kriegstreiber. In der durch das Attentat von Sarajewo ausgelösten Julikrise besann er sich dann offenbar seiner gewaltigen Verantwortung als Oberbefehlshaber - er plädierte eine kurze Phase lang gegen die deutsche Anzettelung eines Angriffskrieges. Und kurz vor Kriegsausbruch versuchte er noch, den bereits 1913 ad acta gelegten "Ostaufmarschplan" gegen den von den Militärs über Jahre besonders gehegten "Schlieffenplan" zu reaktivieren, der keinen Angriff auf ein sich neutral erklärendes Frankreich vorsah, sondern nur gegen Russland gerichtet war. Nachdem sich Frankreich aufgrund seiner Verpflichtungen aus dem Entente-Bündnis mit Russland nicht ausdrücklich neutral erklärte und zudem Generalstabschef von Moltke vor lauter Erregung über den Kaiser beinahe einen Schlaganfall erlitten hatte, gelangte dann doch der Schlieffenplan zur Ausführung.
Nach der Kriegsniederlage musste Wilhelm aufgrund des entstandenen innenpolitischen Drucks (Novemberrevolution) zurücktreten. Er galt zudem bei den Siegermächten - vor allem eben auch aufgrund seiner Stellung als Oberbefehlshaber - als Hauptschuldiger des Kriegsausbruchs, und man wollte ihn eine gewisse Zeit lang sogar vor Gericht stellen.
Quellen[]
- John C.G. Röhl: Wilhelm II.
- Annika Mombauer: Die Julikrise 1914
- A. Gasser: Preussischer Militärgeist und Kriegsentfesselung 1914